Einleitung
Zum Glossarbeitrag: Führung ohne Weisungsbefugnis
Zu unseren Seminaren: Führung ohne Weisungsbefugnis
Du hast kein Weisungsrecht, aber den Hut auf. Du bist verantwortlich für Führung im Projekt – auch ohne disziplinarische Macht. Willkommen in der Welt der Projektleitung.
Wer jetzt denkt: „Na super, wie soll ich denn da führen?“ – dem sei gesagt: Genau das ist die Königsdisziplin. Nicht weil du Chef bist. Sondern weil du Klarheit schaffst. Orientierung gibst. Und den Laden zusammenhältst, auch wenn keiner „muss“.
Führung ohne Weisungsbefugnis – und trotzdem so, dass alle mitmachen
Laterale Führung heißt: Du führst ohne disziplinarische Macht. Du überzeugst mit Substanz. Mit deinem Standing. Mit klugen Fragen. Mit Informationen, die zur richtigen Zeit am richtigen Ort ankommen – nicht zu früh, nicht zu spät.
Denn was viele unterschätzen:
Das Team und alle Stakeholder merken, ob du zögerst.
Sie fühlen, wenn du selbst nicht weißt, was wichtig ist. Du bist der Projektleiter oder die Projektleiterin. Wer soll denn sonst für Klarheit und Transparenz im Projekt sorgen, wenn nicht du?
Und sie suchen nach jemandem, der genau das liefert.
Laterale Führung funktioniert nicht durch Anordnung – sondern durch Einordnung.
Die drei Spielfelder deiner Führung
Du führst in drei Richtungen gleichzeitig – ob du willst oder nicht
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Deine Vorgesetzten oder Auftraggeber. Die mit Termindruck. Die „nur mal kurz“ ein Update wollen. Die dich ins Kreuzverhör nehmen, wenn was schiefgeht.
◆ Hier brauchst du Mut. Und Fakten. Keine PowerPoint-Berieselung, sondern einen klaren Kopf, Zahlen, Termine, Optionen. Und wenn nötig: ein deutliches „Das geht nicht – aus den und den Gründen.“
Zur Seite
Dein Team. Die Menschen, die auf deine Klarheit angewiesen sind.
◆ Sag, was wichtig ist – und was nicht. Mach transparent, warum manche Infos erst in drei Monaten eine Rolle spielen, andere aber jetzt entschieden werden müssen. Und: Sei da. Sei präsent. Das Team folgt dir, wenn du dich zeigst – mit Klarheit, Verantwortung und echter Führungskompetenz im Projektmanagement.
Nach außen
Stakeholder. Externe. Kollegen aus anderen Abteilungen. Leute, die reinquatschen, mitreden, mitentscheiden.
◆ Du brauchst Übersicht. Und du brauchst Taktgefühl. Aber auch hier gilt: Wer führt, darf nicht kuschen. Bring Klarheit rein. Hol Meinungen ein – aber bleib steuernd im Spiel.
Wenn du deinem Team zeigen kannst, wofür sie sich anstrengen, wohin ihr gemeinsam wollt, und was der Beitrag jedes Einzelnen bedeutet – dann wird etwas spürbar in Bewegung kommen. Ganz ohne „Sie müssen“.
Und wie setzt du das um? – Ein paar pragmatische Impulse
Laterale Führung bedeutet nicht nur dass du führst – sondern wie. Hier ein paar Impulse aus einem menschenzentrierten Führungsmodell, das Vertrauen, Anpassungsfähigkeit und Teamdynamik in den Mittelpunkt stellt:
Spätestens jetzt fragst du dich vielleicht: Klingt gut – aber wie genau krieg ich das hin? Keine Sorge, du musst nicht gleich ein Seminar buchen (auch wenn’s durchaus nützlich wäre 😉). Hier ein paar erste Ideen, die sich sofort umsetzen lassen – ohne Seminarraum, aber mit spürbarem Effekt im Teamalltag:
- Schaffe eine klare Kommunikationsroutine. Ob Daily, Weekly oder ein schlauer Mix: Wenn dein Team weiß, wann was kommt, bringt das Ruhe in den Projektalltag.
- Setz deine Werkzeuge bewusst ein. Status-Updates, Roadmaps, Kanban-Boards – all das funktioniert nur, wenn es nicht verwaltet, sondern verstanden wird. Erklär nicht nur was, sondern auch warum und wie.
- Gib Kontext, nicht nur Aufgaben. Wer versteht, wo das große Ganze liegt, arbeitet anders. Selbstständiger, zielgerichteter, motivierter.
- Hol dir Feedback. Nicht als Kuscheleinheit, sondern als Führungstool. Frage: „Was brauchst du, um besser arbeiten zu können?“ – und höre zu.
- Stärke das Vertrauen im Team. Psychologische Sicherheit entsteht, wenn Menschen ihre Meinung sagen können, ohne Angst vor Schuldzuweisung. Wer das schafft, führt nicht nur Teams – sondern schafft echte Zusammenarbeit.
- Bleib sichtbar. Nicht im Sinne von Dauerpräsenz – sondern mit echtem Interesse an den Menschen, mit situativem Gespür und einem klaren inneren Kompass.
- Geh mit gutem Beispiel voran. Zeig, was du vom Team erwartest – durch dein Verhalten. Verantwortung übernehmen, ehrlich sein, klar kommunizieren: Das wirkt. Vor allem, wenn du ohne formale Macht führst.
Laterale Führung ist kein Trick. Sondern ein Handwerk – das du mit Vertrauen, Anpassungsfähigkeit und kluger Menschenkenntnis lernst und lebst.
Laterale Führung lebt von klarem Kurs, von Information, von konsequentem Handeln, von Struktur und von echtem Interesse an den Menschen.
Du musst nicht Everybody’s Darling sein – aber du solltest Everybody’s Echt sein.
Fazit
Führung ohne Weisungsbefugnis?
Heißt nicht: ohne Verantwortung.
Heißt: mit noch mehr Klarheit, Standfestigkeit – und einer Vision, die dem Team, dem Kunden und den Stakeholdern die Richtung weist. Eine Vision, die vom Kunden kommt – und im Projekt greifbar wird.
Und zum Schluss noch dies:
“Wenn du willst, dass andere mitdenken, fang bei dir an.”